BODYBILDER – Ein Tanzprojekt des Jungen Staatstheaters Mainz in Kooperation mit der IGS Mainz-Bretzenheim - Ein Erlebnisbericht von Sarah Kia (Jahrgang 11)
Für mich begann alles mit einem Schnupperkurs vom justmainz Anfang November 2019 an unserer IGS: Mit einigen Freundinnen traf ich Marina Grün, die Künstlerische Leiterin des Projekts, die uns im KKB, der Kleinkunstbühne unserer Schule, ihren Plan vorstellte. Wir tanzten ein wenig, lernten uns in 45 Minuten ein bisschen kennen und ich bekam Interesse an dem Projekt des Staatstheaters. Eine Aufführung im Sommer war geplant und wir sollten uns nach dem Kurs überlegen, ob wir teilnehmen wollten.
Als das Projekt BODYBILDER im Januar startete, waren wir etwa zwanzig Mädchen und junge Frauen zwischen 11 und 18 Jahren. Wir trafen uns einmal wöchentlich im Tanzsaal des Staatstheaters mit den Tanzvermittlerinnen des Theaters Marina, Katelyn und Vroni und arbeiteten an unserem Tanztheater-Stück. Mit dem Jugendmusik- und Schauspielkurs waren voneinander unabhängige Aufführungen auf der Bühne U17 des Staatstheaters in Arbeit. Bei uns sollte es um verschiedene menschliche Körper gehen und auch darum, wie sich die sozialen Medien auf unser Selbstvertrauen und unseren Blick auf unseren und andere Körper auswirken.
Ein sensibles Thema, dachte ich schon damals. Viele Menschen haben ihre individuellen Probleme mit sich, ihrem Aussehen und ihrem Körper. Während der Arbeit am Projekt habe ich mir immer mehr Gedanken über diese Probleme und ihren Ursprung gemacht.
Wir haben aber auch zusammen in unserer Gruppe bei der Arbeit versucht, uns von Schönheitsidealen zu trennen. Wir haben uns klar gemacht, woher diese eigentlich kommen, was sie mit uns machen und wie wir versuchen können, uns vielleicht etwas von ihnen zu lösen und uns selbst wohlwollender zu betrachten. Ist es wirklich so schlimm, ein wenig mehr zu wiegen als man „sollte“? Und warum gibt es dieses „sollte“ überhaupt?
Diese Gespräche in der Gruppe waren für mich nicht unangenehm; darum hatte ich mich zu Anfang etwas gesorgt. Nein, alle waren in meinen Augen offen und ehrlich, was uns als Gruppe von mittlerweile neun jungen Frauen näher zusammen gebracht und unser Projekt sehr stark beeinflusst und geprägt hat.
Zu diesem Zeitpunkt hatte uns allerdings Corona einen Strich durch den ursprünglichen Plan gemacht. Eine Aufführung auf der Bühne war nicht mehr möglich und wir konnten uns nicht einmal mehr zum Proben treffen. Also gab es bald Zoom Meetings. Das war (zugegebenermaßen) etwas seltsam, aber es war schön, dass wir uns sehen konnten. Nach dem ersten Lockdown sollte es dann im Herbst als kleinere Gruppe weiter gehen, weil die Pandemie den Zeitplan von vielen Teilnehmer*innen durcheinandergebracht hatte.
Wir haben uns im Herbst dann in kleinen Gruppen getroffen und jede hatte ihr eigenes „Feld“ im Tanzsaal markiert, in dem sie sich bewegen durfte. Es gab natürlich auch noch andere Regeln: desinfizieren, nur mit Schuhen tanzen und keine Berührung des Bodens mit unseren Händen. Abstand halten war die wichtigste.
Marina, Katelyn und Vroni hatten sich eine Alternative für unser Projekt überlegt, die vom Staatstheater unterstützt wurde. Aus unserem Bühnen-Projekt sollte ein Film werden.
Auch wenn die Idee für mich erst einmal etwas befremdlich war, war ich froh, dass unser Projekt nicht abgesagt werden musste, und wir weiter daran arbeiten konnten. Die Arbeit vor der Kamera war uns allen fremd, und so wurden wir auch schon bei den Proben immer mal wieder gefilmt, um uns daran zu gewöhnen. Um ehrlich zu sein, hat das mit dem Gewöhnen bei mir nicht so wirklich funktioniert, aber letzten Endes haben wir es doch alle geschafft – am letzten möglichen Tag: unser Drehwochenende war das letzte, an dem die Regeln noch nicht wieder verschärft wurden.
Es wurden auch Audioaufnahmen eingebaut, und es hat mir sehr viel Freude bereitet, diese mitzugestalten. So wurden Aussagen aus Interviews von uns zusammen geschnitten oder auch ein Text, den ich zu dem ganzen Thema geschrieben hatte, als Einleitung verwendet. Beim Tanzen hatte sich jede von uns beispielsweise ein Solo ausgedacht und auch den Drehort in der Filiale ausgewählt. Außerdem sind Choreografien in kleinen Gruppen entstanden.
Letzlich war unser Projekt BODYBILDER also zwar anders als geplant, ich bin aber wirklich sehr froh über das Ergebnis. Fast noch bereichernder war für mich allerdings der Entstehungsprozess von Brainstorming und Gesprächen über Audioaufnahmen bis hin zum Dreh. Es war für mich wunderschön, ein Teil dieser Gruppe zu sein.
Unter https://www.staatstheater-mainz.com/web/veranstaltungen/justmainz-20-21/bodybilder ist unser Ergebnis zu sehen.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Ansehen!
Das Projekt BODYBILDER wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programmes Kultur macht stark gefördert. Die IGS Mainz-Bretzenheim war bereits für mehrere Projekte Kooperationspartner des Staatstheaters Mainz.
Fotos von De-Da Productions © justmainz